Das Herz ist das Symbol der Liebe – doch genau genommen, hat das Herz im Körper nicht viel mit dem Verliebt sein zu tun. Denn eigentlich spielt sich alles im Gehirn ab. In diesem Artikel schauen wir uns die Wissenschaft der Liebe an und Du erfährst, was Verliebtsein und Liebe in Deinem Körper und Gehirn mit Dir machen.
Liebe geht durch den Magen und macht bekanntlich blind. Verliebtsein sorgt dafür, dass die Hormone verrücktspielen und wir uns wie high auf Wolke 7 befinden. An den Sprüchen ist tatsächlich etwas dran. Denn Verliebtsein kann ganz schön und gewaltig was in Dir auslösen. Denn, wenn Du Dich in jemanden verliebst, finden in Deinem Gehirn und Körper eine ganze Reihe an Veränderungen statt, die all‘ Deine Leidenschaft und Euphorie hervorrufen.
In diesem Video erklärt Dir Pablo, wie sich Verliebtsein auf Dich auswirkt. Abonniere unseren YouTube Channel, wenn Du kein Video mehr verpassen willst!
Was macht Verliebtsein mit uns?
Verliebt sein - hast Du es schon einmal erlebt? Dann kommt Dir dieses Gefühl sicherlich bekannt vor: Schmetterlinge, die für Bauchkribbeln sorgen, Grinsen wie ein Honigkuchenpferd, weil Du so gutgelaunt und glücklich bist… okay, klingt ganz schön überzogen und wenn es um das Verliebtsein geht, kann es schnell kitschig werden. Denn, wenn wir uns in jemanden verguckt haben, laufen wir mit einer rosaroten Brille durch die Welt.
Bevor wir das Verliebtsein und die Liebe aus der wissenschaftlichen und biochemischen Perspektive betrachten, verraten wir Dir hier noch Symptome, an denen Du merkst, dass Du möglicherweise verliebt bist (Stichwort: Liebe macht blind).
Diese Gefühle und Handlungen sind Anzeichen vom Verliebtsein:
- Euphorie
- Glücklichsein
- verminderte Konzentration
- Neigung zur Ablenkung
- unüberlegtes und leidenschaftliches Handeln
- erhöhte Risikobereitschaft
- Aufmerksamkeit sinkt
- Fokus und Idealisierung des Schwarms
- Aufregung und Nervosität beim Gedanken an den Schwarm
- Appetitlosigkeit
- Motivation und erhöhter Antrieb
- Heißhungerattacken
Wie Du siehst und vielleicht auch zurzeit sogar spürst, kann Dich Verliebtsein ganz schön aus der Bahn werfen und Dich zeitweise sogar in Deinem normalen Alltag beeinträchtigen. Dass Dein Körper im Zustand des Verliebtseins verrücktspielt, hängt mit Deinen Hormonen zusammen, die in Deinem Körper Achterbahn fahren. Schauen wir uns das genauer an – jetzt wird es auch weniger romantisch, versprochen!
Verliebtsein: Was passiert im Gehirn und Körper?
Wenn Du verliebt bist, wird das ventrale Tegmentum (VTA) in der Nähe Deines Hirnstamms aktiv und ist ein Teil des Belohnungssystems im Gehirn. Die Aktivität findet in einigen der sogenannten ApEn Zellen statt. Das sind Zellen, die eigentlich das natürliche Hormon Dopamin produzieren und es dann in viele Hirnregionen ausschütten. Das Belohnungssystem befindet sich weit unter Deinen kognitiven Denkprozessen und unterhalb Deiner Emotionen. Ein Teil davon ist mit Deinen Wünschen, Deiner Motivation und Konzentration sowie Begierden verbunden.
Du hast sicherlich auch schon einmal den Spruch gehört, dass Liebe eine Droge ist und süchtig macht. Beim Verliebtsein ist genau dieselbe Region aktiv, wie bei einem Kokain-Rausch, der Nucleus accumbens.1 Tatsächlich zeigen sich viele Symptome einer Sucht beim Verliebtsein, wie Fokus, Besessenheit, Begehren dieses Menschen sowie eine Verzerrung der Realität und Risikobereitschaft, die Person für sich zu gewinnen. Weiterhin hat romantische Liebe drei Hauptmerkmale einer Sucht: die Toleranzgrenze (das Verlangen nach mehr), Rückzug und Rückfall.
Doch Liebe ist mehr als ein kurzzeitiger Rausch – Liebe hält Dich fest, macht Dich besessen, weil Du einfach nicht aufhören kannst an diesen Menschen zu denken. Verliebtsein ist im Allgemeinen ein schöner Zustand – wenn die Liebe erwidert wird. Werden Gefühle abgelehnt, kann sich die Besessenheit sogar verschlimmern.
Verliebtsein in der Forschung: Aktivität im Gehirn
In einem Experiment wurden verliebte Menschen und Personen, die verlassen wurden in ein MRT geschickt. Dabei stellten die Forscher eine Aktivität in drei Hirnregionen fest, die übrigens auch bei langjähriger Liebe, wie zum Beispiel nach 25 Jahren, immer noch aktiv sind.
Dabei handelt es sich um die Bereiche im Gehirn, die mit
- intensiver romantischer Liebe,
- der Berechnung von Gewinn und Verlust
- und tiefer Bindung an einen anderen Menschen
verbunden sind. Solltest Du nun unglücklich verliebt sein und nicht das erreichen kannst, was Du willst, wird das Belohnungssystem im Hirn aktiv - also der Bereich für Wünsche, Motivation, Sehnsucht und Konzentration. Wenn Du jetzt ein Bild von dem Menschen sehen, den Du liebst, wird auch der Bereich des Gehirns aktiv, der Gewinn und Verlust berechnet. In diesem Fall würdest Du kalkulieren, was Du verloren hast und der Nucleus accumbens wird aktiv. Das trifft ebenfalls zu, wenn Du bereit bist, enorme Risiken einzugehen. Aber auch der dritte Bereich der tiefen Bindung ist aktiv. Wenn Du abgelehnt wirst, bist Du nicht einfach nur in den Gefühlen der romantischen Liebe gefangen, sondern spürst auch eine tiefe Bindung an diese Person.
Aber romantische Liebe und Anziehung können auch das Opioidsystem des Gehirns aktivieren – dasselbe System, dass auch Heroin und Opiodschmerzmittel aktivieren. Dieser Teil des Gehirns ist daran beteiligt, etwas zu „mögen“. Diesbezüglich vermuteten Wissenschaftler, dass sich das Opioidsystem weiterentwickelt hat, um uns dabei zu unterstützen, die beste Partnerwahl zu treffen. Es werden nämlich Gefühle ausgelöst, die bei der Belohnung eine Rolle spielen, wenn wir unseren potenziellen Partner sehen.
Dein Belohnungssystem arbeitet beim Verliebtsein also auf Hochtouren und Du bist voller Energie und Motivation, konzentriert auf Dein Ziel und fest entschlossen, dass Du alles riskierst, um diesen Menschen für Dich zu gewinnen. Romantische Liebe ist ein einfacher Paarungstrieb, kein Sexualtrieb. Die romantische Liebe ermöglicht es Dir, Deine Paarungsenergie auf jeweils einen Partner zu konzentrieren. Dadurch sparst Du Dir Energie und kannst den Paarungsprozess mit dieser einen Person beginnen.2
Welche Hormone werden beim Verliebtsein freigesetzt?
Wenn Du Dich verliebst, verpasst der Sturm der Liebe Deinem Gehirn einen ordentlichen Hormonschub. Dabei spielen insbesondere diese Hormone eine Rolle:
- Dopamin
- Oxytocin
- Vasopressin
- Östrogen
- Testosteron
- Adrenalin
Deine Schmetterlinge im Bauch sind also das Ergebnis dieses Hormoncocktails und sorgen bei Dir für die intensiven Gefühle. Am Anfang des Verliebtseins spielt vor allem der Botenstoff Dopamin eine große Rolle, der Dein Gehirn regelrecht überschwemmt und für Deinen Gefühlsrausch und Deine gute Laune verantwortlich ist.
Weiterhin werden Oxytocin und Vasopressin ausgeschüttet, welches im Hypothalamus produziert wird und vor allem in späteren Phasen der Liebe oder Beziehung freigesetzt wird. Oxytocin ist für das Vertrauen zu anderen Menschen zuständig und mindert Angst und Stress. Außerdem spielt es eine Rolle dabei, wen Du besonders attraktiv findest. Als Bindungshormon fördert es auch eine langfristige Bindung als Paar und der Treue. Das Bindungsgefühl wird aber auch beispielsweise beim Stillen und angenehmen Berührungen verstärkt sowie beim einfachen in die Augenschauen eines geliebten Menschen oder beim Sex, wenn Du einen Orgasmus hast.
Die Sexualhormone Östrogen und Testosteron sind für die Lust zuständig. Wenn Frauen sich verlieben, dann kann sich ihr Testosteronspiegel steigern. Bei Männern ist es genau umgekehrt -, sie produzieren mehr Östrogen. Für Deine innere Nervosität und das Bauchkribbeln hat auch das Aufputschhormon Adrenalin seine Finger im Spiel. Zusammen mit Dopamin lässt es Deinen Blutspiegel ansteigen und trägt zu einem schnelleren Herzschlag bei.
Es kann auch passieren, dass Liebe Dein Serotoninspiegel in den Sturzflug bringt. Forscher brachten romantische Liebe mit einem niedrigen Serotoninspiegel in Verbindung, was übrigens auch ein zentrales Merkmal von Zwangsstörungen ist.3 Das könnte damit in Verbindung stehen, dass wenn Du verliebt bist, Du auf Deinen Schwarm fokussiert und allgemein abgelenkt bist. Insbesondere bei Trennungen fixieren und konzentrieren wir uns dann auch mit unserem „Problem“. Wie Du dem entgegensteuern und ganz natürlich Deinen Serotoninspiegel erhöhen kannst, erfährst Du ebenfalls in der Academy.
Bestimmt hast Du auch schon mal erlebt, dass es Dir auf Wolke 7 schwerer fällt, Dich so richtig beim Lernen oder Arbeiten zu konzentrieren und Du mit Deinen Gedanken immer mal wieder abschweifst. Neurowissenschaftler konnte feststellen, dass leidenschaftliche Liebe mit intensiven Veränderungen in Emotion, Aufmerksamkeit und einer verminderten kognitiven Kontrolle verbunden ist.4 Liebe aktiviert - und stärkt - damit aber auch den Hirnbereich, der für Dein Einfühlvermögen und die Emotionsverarbeitung steht. Gleichzeitig wird die Hirnaktivität in der Region für egoistisches Denken reduziert.
Fazit
Ach, das Verliebtsein… wenn Du diesen einen Menschen siehst oder an diese Person denkst, in die Du verliebt bist, kribbelt der Bauch, Du wirst etwas nervös und freust Dich. Auch Dein Gehirn feiert im Rausch der Gefühle eine Party. In diesem Zustand wird das Belohnungssystem in Deinem Gehirn sehr aktiv, wohingegen andere Areale weniger aktiv werden, zum Beispiel der Bereich für rationales Denken und Einschätzen anderer Menschen. Das erklärt einerseits das kopflose Handeln der rosaroten Brille und warum wir die Person, in die wir uns verliebt haben, idealisieren und kein böses Wort fallen lassen würden. Am Anfang des Verliebtseins spielt insbesondere Dopamin eine große Rolle. In späteren Phasen wird das Bindungs- und Kuschelhormon Oxytocin verstärkt ausgeschüttet.
Doch Liebe ist ein komplexes Phänomen, denn nicht allein Neurotransmitter und Hormone, spielen eine Rolle, sondern ebenso der kognitive psychologische Aspekt. Die Vielschichtigkeit von Liebe lässt sich eben nicht so leicht einfach unter künstlichen Laborbedingungen abbilden.
[1] https://www.medicalnewstoday.com/articles/205973.php
[2] https://www.ted.com/talks/helen_fisher_the_brain_in_love
[3] https://www.dana.org/article/brains-do-it-lust-attraction-and-attachment/
[4] https://link.springer.com/article/10.1007/s11031-013-9380-3